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Bayerisches Mitglied in der Zimmerer-Nationalmannschaft

"Im Büro rumsitzen hat mir gar nicht gefallen", deshalb hat sich Benedikt Pfister für eine Zimmerer-Ausbildung entschieden.

Benedikt Pfister (20) gehört seit 2019 zur Zimmerer-Nationalmannschaft. Als Geselle arbeitet er im Innungsbetrieb Baufritz in Erkheim (ZI Memmingen/Mindelheim). Im Interview erzählt Pfister unter anderem, wie die Zimmerer-Nationalmannschaft aktuell trainiert und welche Hürden er genommen hat, um ins Team zu kommen.

Benedikt, die Trainings und Wettbewerbe der Zimmerer-Nationalmannschaft fallen aktuell aus. Wie haltet Ihr trotzdem Kontakt?

Benedikt Pfister: Die gemeinsame Zeit mit meinen Teamkollegen fehlt natürlich! Per E-Mail bekommen wir von unseren Trainern zwar Übungsaufgaben, die wir zuhause erledigen, zum Beispiel von vergangenen Europameisterschaften - aber das ist nicht dasselbe!

Was vermisst du am meisten?

Bei unseren Trainingslagern in Bühl, Biberach oder Kassel ging es sehr freundschaftlich zu. Man lernt sich untereinander besser kennen, am Abend trinken wir auch mal ein Bier zusammen und reden über unsere Betriebe und wie die Zimmerer-Ausbildung bei uns abgelaufen ist. Die Mitglieder der Nationalmannschaft kommen ja aus ganz Deutschland.

Welche Unterschiede gibt es da?

In anderen Bundesländern gibt es zum Beispiel kein BGJ und in Bayern haben wir einen größeren Schwerpunkt auf Treppenbau und Schiftung.

Interessant! Und wie hast du es 2019 in die Nationalmannschaft geschafft?

Mit Glück und Talent (lacht). Bei der Gesellenprüfung war ich der Innungsbeste, dann habe ich den Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks auf schwäbischer und anschließend bayerischer Ebene gewonnen und wurde Zweiter bei der deutschen Meisterschaft – die Wettbewerbsaufgaben wurden immer schwieriger.

Inwiefern?

Die schwäbischen Meisterschaften haben zum Beispiel nur acht Stunden gedauert, die deutschen Meisterschaften wiederum 21 Stunden, über drei Tage verteilt. Auch die Dachmodelle wurden immer schwieriger und verkanteter: Wir mussten zum Beispiel mehr Hölzer, schräge Sparren und mehr Klauen einbauen.

Beim Live-Training auf der Messe DACH+HOLZ 2020 bereitete sich Pfister auf die Europameisterschaft vor. Diese musste leider ausfallen und wird 2022 nachgeholt.

 

Was fällt dir dabei am schwersten?

Mir macht der Zeitfaktor oft Probleme. Dafür bin ich bei der Ausarbeitung und mit den Maßen sehr genau.

War dir schon immer klar, dass du Zimmerer werden möchtest?

Nein, aber mir hat die handwerkliche Arbeit schon als Kind viel Spaß gemacht. Daheim hatten wir eine kleine Werkstatt, in der ich mit meinem Vater zum Beispiel Bienenkästen gebaut habe. Später habe ich auch mal ein Praktikum im Büro gemacht, aber das Rumsitzen hat mir gar nicht gefallen. Dann habe ich ein Praktikum in meinem heutigen Betrieb gemacht.

Was macht dir in deinem Arbeitsalltag besonders viel Spaß?

Das ist nach wie vor die körperliche Arbeit, dass ich selbstständig arbeiten kann und Verantwortung übernehme: Wenn wir Fertighäuser aufbauen, bekomme ich zum Beispiel den Auftrag das Dach einzudecken und kann das in Eigenregie erledigen.

Und was hast du beruflich noch vor?

Ab Herbst werde ich zwei Jahre lang auf die Meisterschule in München gehen und mache den Zimmermeister und Bautechniker. Dabei hilft mir auch mein Wissen aus der Zimmerer-Nationalmannschaft. Denn von unseren Trainern haben wir viel zum Thema Schiftung gelernt.

Im Februar 2022 findet die Europameisterschaft der Zimmerer parallel zur Fachmesse DACH+HOLZ International 2022 in Köln statt. Bist du mit dabei?

Vielleicht kommen in den nächsten Monaten neue Mitglieder in der Zimmerer-Nationalmannschaft dazu. Deswegen ist es leider noch nicht sicher, ob ich bei der EM dabei bin, aber es würde mich natürlich freuen.


Die aktuelle Zimmerer-Nationalmannschaft von Holzbau Deutschland: (v.l.) Rainer Frick, Katja M. Wiesenmüller, Marco Schmidt, Philipp Kaiser, Benedikt Pfister und Fabian Gies.

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